Donnerstag, 11. Oktober 2018

Grundregeln beim Zelt aufbauen

Natürlich haben Hütten-Touren ihren Reiz (vor allem, weil man abends auf jeden Fall im Trockenen sitzt und weil man deutlich weniger Gepäck mitschleppen muss), aber ich persönlich nehme mein Zelt so oft auf Wanderungen mit, wie es geht. Zum einen hat so ein selbst gebauter Zeltplatz schon eine eigene Romantik (insbesondere, wenn man ihn für sich allein hat), zum anderen ist man natürlich deutlich flexibler, wenn man nicht auf Hütten angewiesen ist und deshalb seine Etappen selbst gestalten und flexibel anpassen kann.
Beim Zelten gilt es natürlich auch, einige Grundlagen zu beachten. Hier sind die Dinge, die ich besonders wichtig finde.

Den richtigen Zeltplatz finden
Wie sollte der Platz beschaffen sein, an dem man sein Zelt für die Nacht aufschlägt? Hierbei ist natürlich vorausgesetzt, dass man in einer Gegend unterwegs ist, in der man wild zelten darf, ansonsten ist man natürlich auf die ausgewiesenen Flächen angewiesen.
Wichtig ist, dass die Fläche, auf der das Zelt stehen soll, möglichst eben ist. Komplett gerade wird man es selten hinbekommen, und das ist in der Regel auch kein Problem. Schwierig wird es jedoch, wenn man im Zelt allmählich auf eine Seite rollt. Denn das kann einen nicht nur den Schlaf kosten, sondern es führt auch dazu, dass man ständig gegen die Zeltwand gedrückt wird. Dann wird der Schlafsack schnell klamm, und man fängt schnell an zu frieren!
Außerdem sollte man darauf achten, dass man keine scharfen Steine, Äste usw. unter dem Zelt hat, um das Zelt nicht zu beschädigen. Kleinere Steine und sogar junge Blaubeer-Büsche sind hingegen (zumindest für mich) kein Problem. Das hält der Zeltboden aus und wird durch die Isomatte normalerweise abgefangen, so dass man es kaum spürt.
Das nächste, was man beachten sollte, ist die Nähe zum Wasser. Natürlich ist es ideal, wenn man direkt an einem Fluss oder See zelten kann. Das ist nicht nur romantisch, sondern man hat auch immer ausreichend Trinkwasser zur Hand. Das ist natürlich nicht immer möglich, und in meiner Erfahrung auch nicht unbedingt nötig, sofern man einen Wassersack dabei hat. Wenn ich allein unterwegs bin, hole ich meistens nur einmal Wasser, und das reicht dann für den Abend und den nächsten Morgen (wenn ich etwas sparsam bin). Da ist es dann auch okay, wenn ich 5-10 unterwegs bin, um Wasser zu holen. Beim Thema Wasser-Nähe ist schließlich noch zu erwähnen, dass man auf keinen Fall dort Zelten sollte, wo es auch nur ein wenig sumpfig ist. Selbst wenn es zuerst nicht so schlimm zu sein scheint, sitzt man früher oder später in einer Pfütze. Außerdem sind sumpfige Flächen meistens Mücken-verseucht.

Wollgras ist ein sicherer Indikator dafür, dass der Untergrund zum Zelten zu sumpfig ist.

Und schließlich sollte man versuchen eine Stelle zu finden, die einen möglichst gut gegen das Wetter schützt. Oben auf einem Hügel mag es den schönsten Ausblick geben, aber das Zelt ist auch maximal dem Wind ausgesetzt. Also sollte man sich das zweimal überlegen. In den Regionen, in denen ich unterwegs bin, ist immer mit Regen zu rechnen, auch wenn abends das Wetter noch wunderbar ist. Deshalb sollte man sein Zelt nicht in einer Senke aufstellen, denn falls es nachts wirklich stark regnet, steht das Zelt plötzlich in einer Pfütze, und selbst beim besten Zelt drückt dann nach ein paar Stunden Feuchtigkeit durch den Boden. Wenn man in Regionen unterwegs ist, in denen auch mal kräftig die Sonne scheint, ist es auf jeden Fall eine gute Idee sich zu überlegen, wo am nächsten Morgen die Sonne aufgeht, so dass man dann nicht im Zelt gebraten wird.

Das Zelt aufbauen
Je nach Modell werden Zelte natürlich etwas unterschiedlich aufgebaut. Insgesamt sind moderne Zelte alle recht einfach aufzubauen, nachdem man es 1-2 Mal gemacht hat. Es gibt allerdings auch hier ein paar grundlegende Dinge zu beachten:
Wenn sich die Heringe nicht in den Boden stecken lassen (meistens ist der Boden dann sehr steinig), sollte man sie niemals mit Gewalt reinschlagen oder mit dem Stiefel reintreten - dann verbiegen sie sofort und sind so gut wie unbrauchbar! Stattdessen sollte man es dann ein paar Zentimeter weiter links oder rechts versuchen. Stößt man in ein paar Zentimetern Tiefe auf Widerstand, kann man versuchen, den Hering mit einem Stein durch viele kleine Schläge weiter in den Boden zu treiben. Das funktioniert erstaunt erstaunlich gut, selbst wenn der Boden felsig ist.
Herausfordernd wird der Aufbau, wenn es windig ist. Dann ist zunächst einmal zu beachten, dass man alle losen Gegenstände (z.B. die Säcke für die Heringe und Zeltstangen) mit Steinen beschwert oder in die Tasche steckt, damit sie nicht wegfliegen. Das nächste ist, dass man die Zeltplane an einer Seite festhält und den Rest mit dem Wind flattern lässt. Dann die dem Wind zugewandte Seite so schnell wie möglich mit Heringen oder Leinen am Boden befestigen. Dann kann man (so schnell wie möglich) die Stangen einstecken und dann den Rest des Zeltes befestigen. In umgekehrter Reihenfolge geht man beim Abbau vor, wenn es windig ist.
Außerdem ist es immer eine gute Idee, sich ein paar Gedanken darüber zu machen, wie die Abspann-Leinen verlaufen. Schnell baut man sich und anderen damit nämlich Stolperfallen, die im Dunkeln quasi unsichtbar sind. Man kann die Leinen natürlich auch markieren (es gibt dafür extra kleine Fähnchen).
In vielen Fällen wird das Zelt morgens nass oder zumindest klamm sein. Wann immer es möglich ist, sollte man es vollständig trocknen, bevor man es einpackt. Wenn es nämlich am nächsten Abend regnet, möchte man kein Zelt aufbauen, dass ohnehin schon feucht ist. Und wenn dann die Wandertour vorbei ist, wird es noch einmal besonders wichtig, das Zelt komplett zu trocknen, bevor man es in den Keller bringt: Es kann sonst nämlich schimmeln!




Samstag, 19. August 2017

Soll ich Wanderstöcke mitnehmen?

Ja! Die Antwort auf diese Frage lautet ja:-) Aber dabei soll es natürlich nicht bleiben, sondern ich möchte kurz erklären, warum ich Wanderstöcke für sehr wichtig halte.

Welche Arten von Wanderstöcken gibt es?
Generell gibt es zwei Unterschiedliche Arten von Wanderstöcken: Teleskopstöcke und Faltstöcke. Beide Arten bestehen aus drei Segmenten, die im zusammengesteckten Zustand den einsatzbereiten Stock ergeben. Bei Teleskopstöcken kann man die Segmente ineinanderschieben (ähnlich wie z.B. bei einem Stativ für eine Kamera). Bei Faltstöcken ist der Mechanismus etwas anders, hier werden die Segmente ineinandergesteckt, auf Spannung gebracht und dann arretiert. Faltstöcke sind meistens teurer, dafür lassen sie sich kleiner zusammenpacken, so dass sie sich leicht in jeder Tasche verstauen lassen, wenn man sie nicht benötigt. Früher lag ein großer Vorteil von Teleskopstöcken darin, dass man sie in der Höhe verstellen konnte, um sie der eigenen Körpergröße anzupassen. Inzwischen kann man dies jedoch auch bei einer Reihe von Faltstöcken, so dass das Argument nicht mehr so richtig zieht.
Egal welches Modell, Wanderstöcke sind entweder aus Aluminium oder aus Carbon. Carbon ist etwas leichter, dafür aber auch deutlich teurer. Beide Materialien sind extrem stabil, wobei Carbon wohl etwas die Nase vorn hat. Es gibt jedoch einen wichtigen Unterschied zwischen den beiden Materialien: Bei zu großer Belastung verbiegt Aluminium, während Carbon bricht. Wenn ein Alu-Stock nur ein wenig verbogen ist, kann man ihn wieder zurechtbiegen, wenn er total verbogen ist, hat sich allerdings sofort eine "Soll-Bruchstelle" gebildet, an der der Stock schnell wieder verbiegt. Was in diesem Zusammenhang jedoch wichtig ist: Sollte ein Carbon-Stock brechen, entstehen schnell scharfe Kanten, an denen man sich verletzen kann! 
Wie bei jeder Art von Kleidung und Ausrüstung gilt also auch bei Wanderstöcken, dass es Abwägungssache ist, welche Art und welches Material man bevorzugt.

Wofür brauche ich Wanderstöcke?
Früher fand ich Wanderstöcke albern, und dachte, das wäre nur etwas für alte Leute. Vor einigen Jahren habe ich meine Meinung jedoch grundlegend verändert. Es mag zwar "uncool" aussehen, mit Stöcken zu wandern, aber die Vorteile sind immens, und das Gewicht ist fast zu vernachlässigen. Ich sehe vier große Vorteile von Stöcken (okay, drei große und einen kleinen Vorteil:-)

1) Entlastung
Besonders wenn es längere Abschnitte steil bergab geht, sind Stöcke hilfreich und eine große Entlastung für die Knie.


2) Furten 
Auf vielen Routen ist es nötig, Flüsse zu durchqueren. Dabei sind Stöcke extrem praktisch, denn man kann bei jedem Schritt ausloten, wie tief das Wasser ist und sich dann abstützen, bevor man wieder einen Schritt nach vorn macht. Das ist insbesondere dann sehr nützlich, wenn der Fluss schnell fließt und/oder das Wasser trübe ist und man nicht sehen kann, mit welcher Art von Untergrund man es zu tun hat. 


3) Wandern über Schnee 
Auch wenn man über Schneefelder wandert (die man ja in vielen Gegenden auch im Sommer haben kann), leisten die Stöcke gute Dienste, denn man kann immer wieder austesten, wie tief und wie stabil der Schnee vor einem ist.


4) Kleidung trocknen 
Wenn man ein T-Shirt, ein Handtuch oder ein paar Socken trocknen möchte, sind Stöcke dafür gut geeignet, wenn keine Bäume zu finden sind.


Es gibt übrigens auch Ultraleicht-Zelte, bei denen man sich die Zeltstangen spart, indem man sie durch die Wanderstöcke ersetzt, aber das ist schon ein sehr spezieller Anwendungsfall.


NACHTRAG (19.09.2017): Auf meiner letzten Wanderung (Kungsleden) ist mir jetzt tatsächlich ein Wanderstock durchgebrochen - zum Glück am letzten Tag. So sieht das dann aus:-)

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Sonntag, 13. August 2017

8 Gegenstände, die ich gern früher gehabt hätte


Es gibt so ein paar Gegenstände, die klein und leicht sind, und oft gar nicht so teuer, mir aber extrem hilfreiche Dienste leisten. Leider wusste ich lange Zeit nicht, dass sie existieren, und ich habe sie erst im Laufe der Jahre kennen gelernt. 
Hier sind meine Top-8 an nützlichen Gegenständen beim Wandern, die einem vielleicht nicht sofort einfallen:
  1. Ziplock-Beutel. Ich haben für diese wasserfesten, robusten und wiederverschließbaren Plastik-Beutel bisher keinen Deutschen Namen gesehen. Meistens werden sie mit "Druckverschluss-Beutel" bezeichnet, aber das sind sie eben nicht! Anders als Druckverschluss-Beutel gehen Ziplock-Beutel nämlich nicht von allein auf, weil sie eine Art Reißverschluss haben. Wenn man nicht die allergünstigsten Modelle kauft, halten die Beutel mehrere Wandertouren lang. Ich transportiere in diesen Beuteln Nüsse, Haferflocken und andere losen Lebensmittel. So ist Schluss mit irgendwelchen Verpackungen, die immer weiter aufreißen und nur noch durch Gummibänder und Klebestreifen zusammengehalten werden.
  2. Schuhanzieher. Ich gebe zu, das hört sich skurril an! Tatsächlich hat sich ein Problem beim Wandern für mich gelöst, seit ich einen Schuhanzieher mitnehme. Nach ein paar Tagen unterwegs habe ich nämlich oft Probleme, in meine Stiefel zu kommen. Dies liegt zum einen daran, dass die Füße durch die Belastung deutlich anschwellen (das ist tatsächlich so!) Zum anderen zieht sich das Leder etwas zusammen, wenn die Schuhe feucht werden - und das werden sie fast immer. Ein kleiner Schuhanzieher für 2,99€ erspart mir nun viel Gefluche und Geschrei!
  3. Wassersack. Ich nehme seit einiger Zeit einen Wassersack mit, in den drei Liter Wasser passen. Zusammengerollt wiegt der kaum etwas und nimmt auch nur sehr wenig Platz weg. Aber abends am Zeltplatz leistet er wichtige Dienste, wenn man nicht direkt an einem Back/See zelten kann. Dann braucht man nämlich nur einmal losgehen, um Wasser zu holen. Wenn ich allein bin (und meine Trinkflasche auch noch voll mache), reicht das Wasser dann für abends und morgens. Zu zweit muss man entsprechend zwei mal gehen.
  4. Stabfeuerzeug. Auf die bin ich erst aufmerksam geworden, als ich vor einigen Jahren umgezogen bin und nun einen Gasherd benutze. Früher hatte ich auf Wanderungen immer ein normales Feuerzeug (und Streichhölzer als Reserve) dabei. Das geht zwar auch, man verbrennt sich aber gern mal die Finger, wenn man damit den Spiritus-Kocher anmachen will.
  5. Dry Bags. Das sind wasserdichte Säcke, die sich anbieten, um Kleidung und den Schlafsack einzupacken. Diese Säcke in stabiler Qualität sind leider nicht ganz günstig, aber die Investition lohnt sich meiner Meinung nach. Schön finde ich die Modelle, die einen durchsichtigen Bereich haben, so dass man von außen sehen kann, was sich darin befindet. Es erfordert etwas Übung, die Säcke so zusammenzurollen, dass sich kein Luftpolster darin bildet. Dieses Problem umgeht man, wenn man Dry Bags mit Ventil kauft - die sind jedoch noch mal etwas teurer.
  6. Ultraleicht-Rucksack. Von verschiedenen Anbietern gibt es kleine Rucksäcke, die so gut wie nichts wiegen und sich extrem klein zusammenrollen lassen. Die sind leider auch nicht ganz günstig, aber sehr praktisch. Ich verwende meinen Rucksack als Handgepäck, wenn ich fliege. Bei der Wanderung selbst verstaue ich meinen Schlafsack darin (der Rucksack ist wasserdicht!) Extrem praktisch wird der Rucksack dann, wenn man das Zelt aufgebaut hat und mit leichtem Gepäck z.B. einen Gipfel besteigen möchte. Dann passen locker ein Pulli, eine Wasserflasche, Handschuhe und etwas Proviant in den Rucksack. Das Tragesystem ist natürlich nicht mit "richtigen" Rucksäcken zu vergleichen, aber für ein paar Stunden reicht es allemal.
  7. Aufblasbares Kopfkissen. Früher fand ich das albern, aber inzwischen will ich darauf nicht mehr verzichten. Für mich trägt so ein Kissen deutlich zum Schlafkomfort bei (früher habe ich immer irgendeinen Pulli zusammengeknüllt und als "Kissen" missbraucht). Und diese aufblasbaren Kissen wiegen nun wirklich nichts und sind zusammengerollt nicht größer als eine Faust.
  8. Vollmilch-Pulver. Wie ich im Post zu Nahrung beim Wandern beschrieben hatte, gehört Milchpulver seit eh und je zu meinem Standard-Lebensmitteln für jede Wanderung. Wenn man Milchpulver allerdings im Supermarkt oder in der Drogerie kauft, bekommt man meistens nur Magermilch-Pulver, das deutlich weniger Geschmack hat. Ich bestelle inzwischen im Internet Vollmilch-Pulver , und es ist ein großer Unterschied!
   Vollmilch-Pulver. Ich fülle das immer in eine alte Smoothie-Flasche aus Plastik um.

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Samstag, 12. August 2017

Was isst man denn auf so einer Wanderung?

Nachdem ich im letzten Post über ein paar Grundlagen zur Kleidung geschrieben habe, will ich heute mal meine Gedanken zum Thema Essen teilen. Natürlich eins der wichtigsten Themen auf jeder Wanderung. Bevor ich genauer darauf eingehe, was genau sich meiner Meinung nach gut eignet, in den Rucksack zu wandern, hier ein paar allgemeine Gedanken:

Kalorien
Der Kalorienverbrauch auf einer mehrtägigen Wanderung mit schwerem Rucksack ist nicht ansatzweise mit dem Alltag zu vergleichen - selbst wenn man täglich Rad fährt oder Sport treibt. Man tut sich also keinen Gefallen, kalorienarme Nahrung mitzunehmen. Ganz im Gegenteil: Fett und Zucker sind unsere Freunde, wenn es ums Wandern geht. Und man wird sich wundern, dass man vermutlich dennoch abnimmt.

Verderbliches zu Hause lassen
Das versteht sich eigentlich von selbst. Es hängt natürlich vom zu erwartenden Wetter ab, wie lange sich Lebensmittel unterwegs halten, aber größere Mengen Butter oder frisches Fleisch eignen sich schlecht für einen Wanderurlaub.

Warum Nahrung noch wichtig ist
Nahrung hat auf einer Wanderung nicht nur den Zweck, unseren Hunger zu stillen. Darüber hinaus gibt es mindestens noch zwei andere Funktionen: Wer satt ist, friert nicht so schnell. Und Nahrung (zum Beispiel) Schokolade kann auch etwas Motivierendes haben und uns zum Beispiel über einen Regentag oder eine anstrengende Etappe hinweghelfen.

Trinken
Auch der Flüssigkeitsbedarf auf einer Wanderung ist deutlich höher als im Alltag - und auch hier trinken die meisten Menschen ja schon zu wenig. Man sollte es sich selbst also einfach machen, oft und viel zu trinken. Die Trinkflasche immer griffbereit haben, ist eine gute Idee. Ich finde es nach ein paar Tagen etwas langweilig, immer nur kaltes Wasser zu trinken. Eine Brausetablette mit Geschmack oder ein Teebeutel in der Trinkflasche wirken dann Wunder. Ich habe es mir außerdem zum Ritual gemacht, morgens und abends einen großen Becher heißen Tee zu trinken.
Trinkwasser beim Wandern ist natürlich ein großes Thema, inklusive der Aufbereitung, die in vielen Gebieten nötig wird. Dazu werde ich später noch mal einen eigenen Post schreiben.

Wandern ist kein Gourmet-Urlaub
Eine traurige Wahrheit, mit der ich mich über die Jahre anfreunden musste, lautet: Wandern ist kein Gourmet-Urlaub. Man kann sich natürlich ein paar leckere Sachen mitnehmen und dafür das zusätzliche Kilo in Kauf nehmen. Aber das Essen bleibt nunmal funktional. Das Gute ist jedoch, dass zumindest mich das nicht besonders stört, denn zum Einen bin ich meistens so hungrig, dass mir fast alles schmecken würde. Zum anderen gehört Trockenfutter für mich zu einem Wanderurlaub dazu. Umso schöner ist es dann, wenn man nach der Wanderung wieder ein leckeres "richtiges" Essen bekommt. Ich habe übrigens mal ausprobiert, mich zwei Tage lang zu Hause in meinem Alltag von meinem typischen "Wanderessen" zu ernähren. Was soll ich sagen: Das war keine besonders erfreuliche Erfahrung.

Gewicht der Lebensmittel
Essen ist generell ein großer Gewichtsfaktor beim Wandern. Wenn ich eine Woche lang unterwegs bin, habe ich circa 6 kg Essen dabei (ohne Wasser). Das Gute ist, dass der Rucksack dann jeden Tag schon ungefähr ein Kilo leichter wird:-) Generell kann man sagen, dass man Essen mitnehmen möchte, das 1) viel Nährwert hat und 2) möglichst wenig Wasser enthält, denn Wasser ist schwer und lässt sich in der Regel vor Ort hinzufügen. Deshalb bestehen warme Mahlzeiten beim Wandern meistens aus gefriergetrockneten Gerichten. Haferflocken erfüllen diese Anforderungen ebenso wie Nüsse. Zucchinis und Äpfel sind hingegen eher schlecht geeignet.

So, nach diesen allgemeinen Überlegungen kommt nun eine Liste mit Nahrungsmitteln, die ich auf eine Wanderung mitnehme. Auf dem Bild seht ihr alles Essen, das ich auf meine Wanderung im Rondane-Nationalpark in Norwegen mitgenommen habe. Da war ich sieben Tage lang unterwegs (jeweils 6x Frühstück, Mittag, Abendessen).


  • Tütensuppen: Für jeden Tag eine. Wenn das Wetter und die Landschaft es zulassen, mache ich mittags/nachmittags jeweils eine längere Pause, in der ich den Kocher auspacke und mir eine Suppe koche. Falls das nicht geht, esse ich die abends vor der Hauptmahlzeit.
  • Tee und Kaffee: Für jeden Tag zwei Teebeutel und eine Tüte Instand-Cappuccino. Über das Thema Kaffee beim Wandern kann man viel diskutieren, so dass es einen eigenen Post erfordert.
  • Trockenobst: Eine große Tüte Pflaumen oder Aprikosen. Muss man nicht unbedingt machen, ich finde aber, es ist ein schöner Snack für zwischendurch, auch wenn das Gewichtsverhältnis nicht ganz optimal ist. 
  • Müsliriegel/Früchteriegel: Für jeden Tag einen Riegel, plus 1-2 in Reserve für besonders anstrengende Tage. Riegel sind für mich die Geheimwaffe, wenn ich schon erschöpft bin und noch 1-2 Stunden weiter muss. Es gibt neben Müsliriegeln eine riesige Palette von Früchteriegeln, von denen ich viele richtig lecker finde. Die kosten dann allerdings auch schon mal einen Euro pro Stück.
  • Pflanzliches Schmalz: Ein kleiner Topf. Spricht eigentlich für sich: Reines Fett, viele Kalorien, ein ordentlich würziges Aroma. Und ich habe noch nie erlebt, dass es verdirbt, selbst nach mehrmaligem Schmelzen und wieder Festwerden nicht. Wichtig ist, dass man das Schmalz in ein komplett dichtes Gefäß umfüllt, sonst kann es eine große Sauerei im Rucksack geben.
  • Magnesiumtabletten: Für jeden Tag 2 Stück. Ich nehme sie im wesentlichen wegen des Geschmacks mit. Auf einer Wanderung hatte ich Krämpfe und habe dann gleich mal 2 Tabletten getrunken. Wie viel die dabei wirklich helfen, darüber streiten sich ja die Experten.
  • Outdoor-Essen: Inzwischen gibt es von vielen verschiedenen Anbietern warme Fertiggerichte, die speziell für Outdoor-Aktivitäten entwickelt wurden. Das sind gefriergetrocknete Hauptgerichte, bei denen man einfach nur kochendes Wasser direkt in die Tüte schüttet, 15 Minuten wartet und sein Essen dann auch direkt aus der Tüte löffeln kann - wenn man es nicht auf einen Teller umfüllen will. Diese Gerichte gibt es in diversen Geschmäckern, viele auch vegetarisch. Sie sind nicht ganz günstig (ca. 6-8 EUR pro Portion), machen aber gut satt.
  • Nudelgerichte: In jedem Supermarkt bekommt man für sehr wenig Geld solche Tüten. Ich finde die erstaunlich lecker. Der Nachteil ist, dass man die Tüten in einen Topf mit Wasser einrühren und ca. 10 Minuten lang kochen muss. Es dauert also deutlich länger als die Outdoor-Tüten. Ich nehme ungefähr die Hälfte solcher Tüten mit (für schlechtes Wetter) und die Hälfte der Outdoor-Tüten (wenn ich mehr Zeit und Lust zum Kochen habe).
  • Haferflocken/Müsli: Ungefähr 75g pro Frühstück. Ich esse allerdings nicht jeden Morgen Haferflocken, sondern manchmal auch Milchreis oder Griesbrei (siehe unten).
  • Schokolade: Muss auf jeder Wandertour mit! Ich rechne mit 1/2 Tafel pro Tag plus einer Tafel als eiserne Reserve.
  • Knäckebrot: Damit ich etwas zum Beißen zur Suppe habe und etwas, auf das ich das Schmelz streichen kann.
  • Couscous: Muss man nicht unbedingt machen, ist aber eine super Sache, um Tütensuppen etwas aufzupeppen. Einfach am Ende der Kochzeit etwas Couscous mit in die Suppe geben und 1-2 Minuten mitkochen lassen.
  • Milchpulver: Für mich ganz wichtig für die Haferflocken, Milchreis, Griesbrei, Kaffee. Wer sich mit Milchpulver nicht auskennt: Man muss deutlich mehr Pulver ins Wasser geben, als man denkt, damit es annähernd nach Milch schmeckt. Deshalb nehme ich für eine Woche ungefähr 200g Milchpulver mit.
  • Studentenfutter: Eine sehr große Tüte für eine Woche. Von einem Amerikaner habe ich mal gelernt, dass GORN ("Good Old Raisins and Nuts") zu den wichtigsten Dingen auf jeder Wanderung gehören. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
  • Wasser: Ich nehme natürlich kein gekauftes Wasser mit nach Norwegen. Auf dem Bild sieht man nur die Flasche, die ich auf der Wanderung dabei hatte.
  • Whisky: Ein Luxus, den ich mir gönne, denn für mich ist es ein Höhepunkt auf jeder Wanderung, abends vor dem Zelt zu sitzen, Whisky aus einem alten Emaille-Becher zu trinken und die Landschaft zu genießen.
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Freitag, 11. August 2017

Welche Kleidung benötige ich zum Wandern?

Auf diese Frage gibt es natürlich nicht die eine richtige Antwort, und wenn es um die Feinheiten geht, wird man unterschiedliche Antworten bekommen, je nachdem, wen man fragt. In diesem Post möchte ich deshalb zunächst einmal über die grundlegenden Dinge sprechen, die man mitnehmen sollte und worauf aus meiner Sicht zu achten ist. Ich gehe dabei von einer Zelttour von 5-7 Tagen aus. Bei einer Hüttentour kann man natürlich mit einem dünneren Schlafsack auskommen.

Wanderschuhe, Rucksack, Schlafsack

Okay, Rucksack und Schlafsack zählen jetzt nicht unbedingt als Kleidungsstücke. Ich habe sie hier aber dennoch mit aufgenommen, weil diese drei Sachen meiner Meinung nach die wichtigsten Dinge beim Wandern sind. Und bei denen sollte man nicht sparen. Natürlich benötigt man nicht das Teuerste vom Teuren, aber ich würde hier wirklich auf Qualität achten. Dies zahlt sich auch aus, mein Rucksack beispielsweise begleitet mich jetzt schon im elften Jahr.

Wanderschuhe
Je nach Gebiet kann man sich zwischen Halbschuhen und Stiefeln entscheiden. Ich habe sehr hohe Stiefel, weil ich oft in feuchtem Wetter und sumpfigem Gebiet unterwegs bin. Die Schuhe sollten vernünftige Qualität haben und vor der ersten Wanderung sehr gut eingelaufen werden. Obwohl die Preise im Internet verlockend sind, lohnt es sich beim Kauf von Wanderschuhen, ein Fachgeschäft aufzusuchen. Dort kann man nicht nur ausprobieren, welche Größe man wirklich benötigt (viele Modelle fallen unterschiedlich aus), sondern man bekommt auch eine Beratung, welcher Schuh für welchen Einsatz der Richtige ist.

Rucksack
Wanderrucksäcke müssen ein gutes Tragesystem haben, v.a. den Hüftgurt finde ich extrem wichtig. Außerdem sollten sie groß genug sein, so dass man nur im Ausnahmefall Dinge außen befestigen muss. Auch hier lohnt es sich, verschiedene Modell auszuprobieren, um herauszufinden welches am besten für die eigene Körperform passt. Ich persönlich finde es darüber hinaus wichtig, dass es einige kleinere Außentaschen gibt, an die man gut herankommt, um zum Beispiel eine Regenjacke schnell herauszuholen. Viele Rucksäcke haben mir zu viele Bänder und Riemen außen. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Schlafsack
Zu den unangenehmsten Dingen beim Zelten überhaupt gehört es, nachts zu frieren. Ernsthaft: Das möchte man nicht erleben! Ein Gegenmittel ist natürlich ein vernünftiger Schlafsack. Leider muss man hier abwägen zwischen Wärmeleistung einerseits und Größe/Packmaß auf der anderen Seite. Generell sollte man den Temperaturangaben der Hersteller nur bedingt vertrauen und lieber ein paar Grade aufschlagen. Dazu kommt, dass das Wärmeempfinden von Person zu Person sehr unterschiedlich sein kann. Was man jedoch generell sagen kann ist, dass Frauen meistens eher frieren als Männer (einige Schlafsack-Hersteller haben deshalb unterschiedliche Temperatur-Angaben je Geschlecht). Was die Größe des Schlafsacks angeht, ist es ideal, wenn dieser 5cm länger ist als der eigene Körper. Man möchte nämlich im Schlafsack eine kleine Luftschicht um den Körper haben, die man durch die Körpertemperatur erwärmt. Ist der Schlafsack zu klein, hat man diese Schicht nicht. Ist er zu lang, muss der Körper zu viele Luft erwärmen, so dass man wieder schneller friert. Wenn der Schlafsack sehr lang ist, kann man ihn etwas mit Klamotten auspolstern.

Jacke und Hose

Bei der Wanderhose sollte man darauf achten, dass sie winddicht und Mücken-dicht ist. Außerdem sollte sie auch etwas Regen aushalten und möglichst schnell wieder trocknen. Ich habe bei meinen Wanderungen noch eine zweite, dünnere Wanderhose dabei, die ich zum Wechseln verwende. Je nach Jahreszeit und Wandergebiet nehme ich zusätzlich eine sehr dünne Regenhose mit. Ich finde es allerdings nicht so dramatisch, wenn die Beine beim Regen nass werden. Nur die Stiefel sollten so lange wie möglich trocken bleiben. Gamaschen sind daher eine echte Alternative zur Regenhose, v.a. wenn man mit sumpfigem Gelände zu rechnen hat.
Als Jacke bevorzuge ich eine Softshell-Jacke. Die ist extrem atmungsaktiv und raschelt nicht so laut. Dafür ist sie aber nicht wasserdicht. Also habe ich zusätzlich noch eine dünne Regenjacke oder einen Poncho dabei (dann kann man sich den Regenschutz für den Rucksack sparen). Man kann es sich auch einfach machen und nur eine Hardshell-Jacke mitnehmen (Hardshell-Jacken sind komplett wasserdicht). Darin gerät man allerdings schnell ins Schwitzen. Meine Überlegungen zum Regenschutz werde ich noch mal genauer in einem eigenen Post beschreiben. Wenn ich mit kälteren Temperaturen rechne, nehme ich auch noch eine Thermojacke mit (gibt es mit Kunstfaser oder mit Daunen gefüllt). Die hat ein geringes Packmaß, und es ist ein wahres Vergnügen, sich die morgens überzustreifen und die Kapuze aufzusetzen, wenn man den warmen Schlafsack verlässt. Ja, ihr habt richtig gezählt: Das sind bis zu drei Jacken, die ich mitnehme.

Shirts und Unterwäsche

Die wichtigste Regel für Wanderkleidung lautet: So wenig Baumwolle wie möglich. Baumwolle zieht schnell Feuchtigkeit (wodurch man sofort anfängt zu frieren) und trocknet langsam. Deshalb heißt es: Synthetik/Fleece oder Wolle.
Beim Wandern selbst trage ich unter der Jacke nur ein langärmeliges Shirt. Die gibt es in schöner Qualität aus Merinowolle, aber auch für kleines Geld im Berufsbekleidungs-Geschäft (darauf achten, dass der Baumwoll-Anteil möglichst gering ist). Wichtig finde ich, dass man ein zweites Shirt griffbereit oben im Rucksack (oder in einer Seitentasche) hat, damit man das Shirt bei einer Pause schnell wechseln kann. Denn sobald man aufhört, sich zu bewegen, wird man im durchgeschwitzten Shirt schnell frieren. Ob man noch ein drittes oder viertes Shirt mitnimmt, hängt im Wesentlichen von den eigenen Hygiene-Vorstellungen ab:-)
Ich habe dann noch einen dünnen und einen dicken Fleece-Pulli dabei, so dass ich für jede Temperatur gerüstet bin. Aber die ziehe ich eigentlich nur bei längeren Pausen an.
Außerdem nehme ich immer eine lange Unterhose und ein dickes langes Unterhemd aus Merino-Wolle mit. Beides ziehe ich zum Schlafen an.

Sonstige Kleidung

Für spezielle Wandersocken kann man viel Geld ausgeben, und hier kann man meiner Meinung nach sparen, wenn das Budget begrenzt ist. Einfach darauf achten, dass die Socken einen möglichst geringen Baumwoll-Anteil haben und nicht zu dünn sind. Ich habe zwei Paar Wandersocken dabei, die können nach ein paar Tagen schon ziemlich müffeln, so dass es nett ist, sie zu wechseln. Zusätzlich nehme ich noch ein dickeres Paar Wollsocken mit, die ich im Schlafsack anziehe.

Kopfbedeckungen
Hier bin ich glaube ich etwas speziell, denn ich nehme drei verschiedene Arten von Mützen mit. Erstens eine Wollmütze, die ich nachts im Schlafsack trage, oder wenn es tagsüber wirklich kalt wird. Zweitens so eine Anglermütze, die gegen die Sonne schützt. Und drittens eine Allwetter-Kappe. Die sehen ziemlich bescheuert aus, sind aber extrem praktisch! Denn sie sind wasserdicht und winddicht und halten auch noch warm. Außerdem kann man die Temperatur etwas regulieren, indem man die Ohrenklappen hochklappt (hatte ich schon gesagt, dass die nicht besonders gut aussehen?) Diese Kappen gibt es von verschiedenen Outdoor-Marken, ich kaufe sie jedoch immer im Berufsbekleidungs-Geschäft, wo exakt dieselbe Kappe ungefähr die Hälfte kostet.

Handschuhe
Die benötigt man natürlich nur, wenn man mit kälteren Temperaturen zu rechnen hat. Wenn ich nicht gerade auf Mallorca unterwegs bin, nehme ich ein Paar Fleece-Handschuhe. Die wiegen nicht viel und halten schon ein wenig Kälte ab, sind jedoch nicht wasserdicht.

Handtuch
Es empfiehlt sich, ein Handtuch dabei zu haben. Auch hier gibt es High-Tech-Varianten, die extrem klein und leicht sind. Ich nehme allerdings immer ein altes Badehandtuch mit, das inzwischen so dünn geworden ist, dass man es auch recht klein zusammenfalten kann.

Outdoor-Sandalen
Für viele Gebiete ein Muss sind Outdoorsandalen, weil man oft Flüsse durchwaten muss. Das geht auf gar keinen Fall barfuss, weil auf dem Boden spitze Steine lauern. Crocs oder Neopren-Schuhe sind Alternativen. Man kann natürlich auch einfach alte Turnschuhe nehmen, aber die trocknen in der Regel sehr langsam und sind entsprechend schwer, wenn sie sich mit Wasser vollgesogen haben. Ich nehme meine Outdoor-Sandalen auch dann mit, wenn nichts zu durchwaten ist, weil ich es sehr angenehm finde, morgens und abends am Zeltplatz nicht die klobigen Wanderstiefel tragen zu müssen.


Ich habe mich in diesem Artikel auf Kleidung zum Wandern konzentriert. Über weitere Ausrüstung wie Isomatte, Kocher oder Stirnlampe werde ich in späteren Posts schreiben.



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Donnerstag, 10. August 2017

Wie suche ich mein Wanderziel aus?

Die Frage mag trivial klingen, ist aber gar nicht so einfach zu beantworten. Denn oft muss man zwischen verschiedenen Aspekten abwägen: Möchte ich möglichst wenig Geld ausgeben? Oder möchte ich in möglichst spektakulärer Natur wandern? Möchte ich unterwegs möglichst wenig Menschen treffen, oder soll das Gebiet schnell zu erreichen sein? Dazu kommt, dass mir lange Zeit gar nicht bewusst war, welche Faktoren überhaupt eine Rolle spielen können. Die ersten Jahre war ich ausschließlich in den Bergen in Schweden oder Norwegen unterwegs. Immer zusammen mit meinem Bruder. Wir sind jedes Mal mit dem Auto gefahren. Und stets hatten wir gutes Wetter. Daraus hat sich für mich ein bestimmtes Bild ergeben: "Genau so sind Wanderurlaube." Als ich dann einen Freund in Kanada besucht habe und wir den Westcoast Trail gegangen sind, war ich überrascht: Wie, hier kann man das Wasser nicht einfach aus dem Bach trinken? Nicht direkt vor dem Zelt kochen? Das Essen in Metallcontainern verstauen wegen der Bären? Klar macht das Sinn, aber das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
Hier sind ein paar Dinge, über die es sich meiner Meinung nach lohnt Gedanken zu machen, wenn man sich das Gebiet für seine nächste Wanderung zusammenstellt:

  1. Wie groß ist mein Reise-Budget? Der Harz ist mit kleinem Geld zu machen und durchaus hübsch zu gehen. Auch in Skandinavien kann man günstig wandern, was dann allerdings etwas mehr Planung verlangt. Zelten ist dort in der Wildnis erlaubt und kostenlos. Aber Unterkünfte und Restaurants sind teuer. Und Flüge können natürlich auch ins Geld gehen. Wenn man genug Zeit mitbringt, kann man durchaus mit dem Auto fahren und ausreichend Lebensmittel mitnehmen. Dann zahlt man eigentlich nur für das Benzin und die Fähre. Fliegt man hingegen und muss dann vor und nach der Wanderung noch jeweils 1-2 Nächte in einem Hotel/Hostel übernachten, dann ist das Ganze schon nicht mehr so günstig.
  2. Welche Landschaft möchte ich durchwandern? Und wie viel Abwechslung möchte ich gern haben? Ich persönlich mag die Norwegischen Berge und kann dort eine Woche wandern, ohne dass ich mich sattsehen kann. Von anderen weiß ich aber, dass ihnen das zu öde ist. Andersherum wandere ich nicht gerne im Wald (zumindest nicht länger als ein paar Stunden), weil man dort selten weit gucken kann und man ständig mit dem Rucksack an irgendwelchen Ästen hängenbleibt. 
  3. Wie erfahren bin ich? Bin ich allein unterwegs? Wie viel Abenteuer darf es sein? Generell sollte man natürlich mit eher leichten Touren (und möglichst sicher) starten und sich dann ggf. von Tour zu Tour steigern - wenn man es denn möchte. Sicherheit geht vor, ganz besonders, wenn man allein unterwegs ist! Hier ein paar Dinge, die man sich eher zumuten sollte, wenn man schon Erfahrung gesammelt hat: Wie viele markierte Wege gibt es? Wie gut sind diese ausgeschildert? Wie viele Hütten und Orte liegen auf dem Weg? Wie viele andere Wanderer werden wohl unterwegs sein? Wie schwierig ist das Gelände? Gibt es Handy-Empfang? Mit welchem Wetter ist zu rechnen? Gibt es gefährliche Tiere (Bären in Alaska)? Wie einfach ist es, Trinkwasser zu bekommen?
  4. Zu welcher Jahreszeit werde ich unterwegs sein? Diese Frage ist insbesondere dann relevant, wenn man außerhalb der Hauptsaison wandern möchte. In Skandinavien beispielsweise werden im Frühjahr Sommerbrücken über größere Flüsse gebaut - und im Spätsommer wieder abgebaut! Darüber sollte man sich informieren. Ähnlich verhält es sich mit Hütten, die meist nicht das gaze Jahr über geöffnet sind. Und natürlich ist es unerlässlich, sich über das Wetter zu informieren (in den Bergen muss man oft auch im Juli mit Schneefall rechnen).
  5. Wie viel Zeit habe ich? Diese Frage ist nicht nur für die Planung der eigentlichen Wanderung relevant (schaffe ich die Tour in 5 Tagen?), sondern auch für die An- und Abreise. Häufig ist es nämlich gar nicht möglich, den Einstiegspunkt einer Wanderung innerhalb eines Tages zu erreichen - insbesondere, wenn man mit Flugzeug/Bus/Bahn unterwegs ist.
  6. Wie schwer darf mein Rucksack sein? Hieraus ergibt sich zuerst einmal, ob es eine Hüttentour wird oder eine Zelttour. Hüttentouren haben natürlich den Vorteil, dass ich deutlich weniger Gewicht schleppen muss und die Gewissheit habe, im Trockenen und Warmen zu essen und zu schlafen. Dafür sind die Etappen genau vorgegeben, und ich kann mich nicht spontan entscheiden, an einem schönen Ort mein Zelt aufzuschlagen (was allerdings in den meisten Ländern eh nicht erlaubt ist). Darüber hinaus kosten Übernachtungen in Hütten in der Regel Geld, und man ist selten allein, was Vor- und Nachteil sein kann. 
  7. Bei welchen Temperaturen möchte ich wandern? Für Sonnenanbeter ist eine Wanderung in Island nicht zu empfehlen, denn dort muss man nachts auch im Sommer mit Minusgraden rechnen. Dann wird es vermutlich eher Richtung Süden gehen. Ähnlich verhält es sich mit Feuchtigkeit: Wer möglichst wenig Regen riskieren möchte, der sollte nicht in Schottland wandern.
    Das Wetter hat natürlich einen direkten Einfluss auf die Ausrüstung, die ich mitnehmen muss, und damit auch auf das Gewicht. Bei kälteren Temperaturen sind ein dickerer Schlafsack und eine dickere Isomatte ebenso angesagt wie ein dicker Pulli und zusätzlicher Brennstoff.

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